Heute soll es um ein Thema gehen, das mich in den vergangenen Wochen und Monaten sehr beschäftigt hat. Es geht um Erwartungen. Aber nicht um unsere eigenen, sondern um die der anderen Menschen um uns herum und darum wie sehr uns diese beeinflussen können. Ich glaube, dass wir viel Zeit damit verbringen, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen und uns dabei manchmal selbst verlieren.
Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich habe oft die Erkenntnis, dass ich versuche, es anderen Menschen recht zu machen. Ich erkenne dann, dass das eigentlich gar nicht das ist, was ich möchte. In diesen Momenten fühle ich mich dann etwas verloren, weil ich erst einmal überlege, was es eigentlich ist, das ich möchte. Oft fehlt dann darauf erstmal die Antwort, weil es eben zuvor vor allem um die Erwartungen anderer ging, die ich umsetzen wollte. Es ist ja meistens so, dass wir diese dann auf uns übertragen und der Überzeugung sind, dass es das ist, was wir tun möchten.
Das zu erkennen und bewusst dafür zu werden, ist, wie immer, schon einmal der erste wichtige Schritt. Denn wenn wir uns etwas bewusst machen, können wir auch aktiv damit arbeiten. Und noch davor: Wir können in der Zukunft schon früher einschreiten, weil wir die Muster leichter erkennen. Der nächste Schritt ist dann jedoch recht schwer. Denn was tun wir nun mit dieser Erkenntnis, dass wir gerade versuchen, fremde Erwartungen zu erfüllen?
Dazu möchte ich einmal darauf eingehen, warum es überhaupt wichtig ist, fremde Erwartungen von den eigenen zu trennen. Nun könnte man ja sagen: „Meine Eltern möchten immer das Beste für mich. Wie kann es dann schlecht sein, dass ich ihre Erwartungen erfülle?“ Und ja, das stimmt. Die Menschen, die uns lieben, möchten immer das Beste für uns. In der Regel möchten sie vor allem eines: uns schützen. Aber ist das aus unserer Sicht wirklich immer das Beste? Manchmal hält es uns davor zurück, unsere eigenen Träume umzusetzen und für das los zu gehen, wofür wir brennen. Ich denke, das kennen wir alle. Viele Menschen gehen beispielsweise erst einmal den Karriereweg, den ihre Eltern ihnen vorgelebt haben, oder aber als den richtigen Weg vermittelt haben. Und natürlich möchten wir sie stolz machen. Oft merken wir auch erst viel später, dass dieser Weg uns nicht erfüllt und dass wir zuvor versucht haben, fremde Erwartungen zu erfüllen.
Ich bin der Überzeugung, dass es sich immer irgendwann im Leben zeigt, wenn wir nicht die eigenen, sondern die Träume anderer erfüllen. Es kommt der Moment, in dem wir merken, dass es uns nicht gefällt. Dann kommen wir ins Grübeln und schließlich fällt uns auf, dass wir lieber dies oder jenes machen würden. Und nun kommt der entscheidende Moment, in dem wir den weiteren Weg bestimmen. Sofort eine neue Richtung einzuschlagen, fällt den meisten Menschen eher schwer. Meist ist damit ein Risiko verbunden, es ist etwas Neues und Ungewisses. Und doch merkt man das Feuer, das in einem brennt, wenn man sich mit diesem Weg beschäftigt.
Ich denke, es ist ein Balanceakt, nun die eigenen Träume zu erfüllen und gleichzeitig nicht alles andere hinzuschmeißen. Den richtigen Weg habe ich noch nicht gefunden. Was ich aber weiß, ist, dass alle gemachten Erfahrungen unbezahlbar sind und für das weitere Leben essenziell. Nichts geschieht umsonst. Der weitere Umgang damit ist entscheidend.
Steht man, so wie ich, vor dieser großen Kreuzung und fragt sich, ob man den bisherigen Weg weitergeht oder einen neuen eigenen wählt, fühlt es sich zunächst wie die größte Herausforderung an. Es scheint, als gebe es keine richtige Entscheidung. Und auch, wenn diese Situation alles andere als leicht ist, bin ich der festen Überzeugung, dass so viel Potenzial darin liegt. Denn wir können neu wählen und wir haben eine der wichtigsten Erkenntnisse unseres Lebens gewonnen. So viele Menschen wissen nicht, was sie eigentlich möchten. Daher ist es immer hilfreich herauszufinden, was man nicht möchte und was tatsächlich das ist, wofür man brennt. Es lohnt sich also, nicht aufzugeben, sondern bewusst zu sein und dem Herzen zu folgen. Alle Antworten sind ja schon da. Sie brauchen nur den Raum, um sich zeigen zu können.
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